Passionszeit

Passionszeit – Jesus – 40 – Violett – Was hat das miteinander zu tun?

Ein Text für alle, die mehr wissen möchten.

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit, die gleichzeitig auch eine Fastenzeit ist.
Die Passionszeit dauert rund sieben Wochen, 40 Tage plus die Sonntage. 40 ist eine wichtige Zahl:
Sie steht für Zeiten, in denen Menschen sich zurückgezogen haben, um über ihr Verhältnis zu Gott nachzudenken. Jesus war 40 Tage in der Wüste und das Volk Israel war sogar 40 Jahre unterwegs bis sie endlich in der neuen, alten Heimat Kanaan angekommen sind. Viele Menschen verzichten in diesen 40 Tage auf liebgewonnene Gewohnheiten, zum Beispiel Süßigkeiten. Manche nehmen sich etwas besonders vor: Jeden Tag raus an die frische Luft. Am 7. Tag wird nicht gefastet.

Die Passionszeit ist die Zeit in der wir uns auf den Tod von Jesus vorbereiten und versuchen zu verstehen, was da eigentlich schief gelaufen ist. Jesus hat Menschen geheilt, hat von Gott erzählt, den Menschen hat er eine neue Perspektive für ihr Leben gegeben. Warum wird so ein guter und freundlicher Mensch getötet? Warum hat Jesus sich nicht gewehrt?

Wir wissen, dass diese Geschichte am Ende gut ausgegangen ist. Wir feiern Ostern: Jesus ist wieder auferstanden und neues Leben ist geworden. Erst einmal müssen wir die Traurigkeit aushalten. Dann dürfen wir uns freuen. – Wie es oft im Leben ja ist.

Diese traurige und erste Zeit wird auch darin ausgedrückt, dass die liturgische Farbe im Kirchenjahr sich verändert. Wie schon in der Adventszeit, die auch eine Fastenzeit ist, haben wir nun violett oder lila als Farbe. Violett ist eine ernste und wichtige Farbe. Im Englischen heißt lila/violett „purple“. Im Deutschen übersetzen wir es auch mit „purpur“. Purpur ist eine sehr wertvolle Farbe, die früher nur die reichen Menschen, Königen, Kaisers, Kardinälen und Bischöfen tragen durften.

Purpur wird aus einem Sekret der Purpurschnecke hergestellt. Die Stoffe werden damit gefärbt und später in der Sonne getrocknet. Je nachdem wie lange die Stoffe in der Sonne trocknen, können die Stoffe eher grünlich, rosa, rot, lila, blau oder braun sein – in allen Farbschattierungen, die ihr euch dabei vorstellen könnt.

Im Matthäus – Evangelium wird Jesus von den Soldaten des Statthalters ein Purpurmantel umgehängt (Mt 27,28), eine Dornenkrone aufgesetzt und ein Stock als Zepter in die Hand gedrückt. Sie vor einem König beugen sie vor ihm die Knie und machen sich über Jesus lustig. Purpur wird immer mit der besonderen Würde eines Königs in Beziehung gesetzt. Die Soldaten machen sich lustig, aber viele Menschen reden von Jesus als König, als König des Friedens. Auf vielen Bildern wird Jesus als König dargestellt, der einen purpurnen Mantel trägt.

Auch Maria trägt auf vielen Bildern einen roten Mantel, meistens über einem blauen Kleid.
Auch in der St. Marien-Kirche haben wir viele Darstellungen, die diesen Zusammenhang darstellen:

Auf dem Berswordt-Altar im Nordschiff trägt Jesus ein purpurfarbenes Gewand auf dem Weg zum Kreuz. Es sieht eher bräunlich aus, aber auch das ist natürlich eine Farbschattierung des Purpurs. Es könnte aber auch davon kommen, dass die Sonne im Laufe der Jahre die Farbe auf dem Altargemälde verändert hat.
Auf der Rückseite des Berswordt-Altars sehen wir Maria, als der Engel ihr die kommende Geburt von Jesus ankündigt. Maria trägt rosa – also purpur.

Auf dem Marien-Altar sehen wir Maria mit dem Jesus-Kind und Josef – mit einem roten Mantel als Decke. Und auf der Rückseite des Altars sehen wir den gekrönten Jesus mit seiner Mutter Maria, die er als die Himmelskönigin empfängt: Jesus trägt rot, Maria blau, aber alles ist auch purpur. Die Farbe der Königinnen und Könige.

Ach ja: Ihr kennt doch bestimmt den Ausdruck der „Duft der Reichen“?! – Das hat auch etwas mit purpur zu tun! Könnt ihr euch vorstellen, wie es wohl gerochen hat damals? Tausende Schnecken mit einem Geruch, den sie auch an die Stoffe abgegeben haben und den man wohl nur schwer herauswaschen konnte? Und darüber das teure Parfum, damit man den Gestank nicht gerochen hat? Und darüber der eigene Schweiß im Sommer? – Ja, da hat man das Geld schon von weitem gerochen!

Text Beate Brauckhoff
Fotos:
D. Fischer
U. Name. MeAbgeleitetes Werk: TeKaBe – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet:  Purple Purpur.jpg:, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94992996

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen